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Das ARTABANA Leitbild

Präambel

Ein Leitbild ist ein inneres Bild von Ziel und Weg.

Jeder Berggänger weiß, dass er den erstrebten Gipfel umso sicherer erreicht, je genauer und konkreter er sich ein Bild gemacht hat vom Ziel und vom Weg dahin. Den Namen des Berges zu kennen, seine Höhe und allenfalls seine geographische Position, ist zwar nicht unwichtig, und da und dort kann auch ein Geländer oder ein Seil hilfreich sein, aber all das vermag das „Ziel vor dem inneren Auge” nicht entbehrlich zu machen. Christian Morgenstern hat es so gesagt: „Wer vom Ziel nicht weiß, kann den Weg nicht haben.”

,Leitbild’ ist nicht gleichzusetzen mit Leitgedanke, Leitlinie oder Leitplanke. ,Leitbild’ ist nicht leitend im Sinne von ’eingrenzend’ oder ’führend’ sondern im Sinne von ’verstehend’, insofern wir immer nur das selber ’Gebildete’ wirklich ganz verstehen. Was wir innerlich gebildet haben, das haben wir ’begriffen’ und das kann uns leiten.

Das namengebende Leitbild ist ARTABAN, der vierte Weise und seine Lebensgeschichte, wie sie Henry van Dyke aufgeschrieben hat.

Die Ideale

Aus einer freien, persönlichen Entscheidung heraus finden sich mündige Menschen in einer Gemeinschaft zusammen. Diese Wahlgemeinschaft bildet einen sozialen Rahmen, indem gemeinschaftliches Handeln aus einem individuellen Impuls heraus geübt und gelebt werden kann.

Die Gemeinschaft achtet die individuelle Andersartigkeit und Souveränität jedes Einzelnen und schützt seine Privatsphäre. Der Einzelne anerkennt die Ziele der Gemeinschaft und trägt mit einem wachen Interesse an seinen Mitmenschen zu deren Umsetzung bei.

Rudolf Steiner hat es einmal so formuliert: „Heilsam ist nur, wenn im Spiegel der Menschenseele sich bildet die ganze Gemeinschaft, und in der Gemeinschaft lebet, der Einzelseele Kraft.“

Das Ziel der Gemeinschaftsbildung ist

  • die Förderung von sozialer Sicherheit und
  • die Verbesserung der Lebensbedingungen in mitmenschlichen Gemeinschaften als auch für den Entwicklungsweg des Einzelnen.

Soziale Sicherheit entsteht in der menschlichen Begegnung durch gelebte Solidarität. Wenn ein Mensch sich dem anderen zuneigt, sich für ihn interessiert, entsteht aus dieser Nähe ein Bewusstsein für Notlagen. In dem Maße, wie es gelingt, Notlagen wahrzunehmen und gemeinsam zu meistern, wächst das Vertrauen. Ein vertrauensvolles menschliches Umfeld stärkt den Mut zum eigenen Weg.

„Die Stärke einer Gemeinschaft misst sich am Wohl der Schwachen, Bedürftigen“. Die Gemeinschaft hilft dort, wo der Betroffene Hilfe braucht und gibt das, was der Betroffene nicht selber zu leisten vermag. Die Gemeinschaft tut nichts, als was jedes einzelne Mitglied mit entschieden hat.

Dazu ist die regelmäßige Begegnung von Mensch zu Mensch und die gemeinsame Absprache nötig. Die Gemeinschaften sind so gebildet (klein und regional), dass jeder jeden genügend kennt. Das gilt auch für Gemeinschaften, die überregional zusammengeschlossen sind.

Die Nothilfe besteht aus Anteilnahme, Hilfe und freiwilligen Schenkungen. Sicherheit entsteht durch das Vertrauen des Einzelnen in die Gemeinschaft, die ihm helfen kann. (nicht durch Ver- oder Absicherungsverträge).

„Die Menschen sind dazu da, um einander zu helfen, und wenn man eines Menschen Hilfe in rechten Dingen nötig hat, so muss man ihn dafür ansprechen: Das ist Weltenbrauch und heißt noch lange nicht betteln.” Jeremias Gotthelf

Die wichtigste Lebensbedingung ist die Gesundheit. ARTABANA unterscheidet zwischen der individuellen, persönlichen Gesundheit und der allgemeinen, öffentlichen Gesundheit und pflegt einen differenzierten Umgang auf beiden Lebensgebieten:

ARTABANA Gemeinschaften schaffen die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die eine individuelle und persönliche Gesundheitspflege sowie die freie Wahl und Durchführung eines individuellen Gesundungsweges ermöglichen.

Im Einzelnen:

  • Die Anerkennung des Individuums und seiner Einzigartigkeit, d.h. jeder Mensch erkrankt individuell und benötigt seinen eigenen Weg zur Gesundung.
  • Erkrankung ist Ausdruck der Schicksalsgestaltung im persönlichen Lebensweg. Die Gemeinschaft enthält sich, ungebetene Ratschläge für die Erkrankungssituation des Einzelnen zu geben.
  • Freie Wahl der behandelnden Personen, therapeutischen Einrichtungen und der Behandlungsmethoden bei Krankheit.
  • Freiwillige finanzielle Unterstützung, damit der Zugang für die gewählten Behandlungsmethoden möglich wird.
  • Die Möglichkeit, dass zwischen Patient und Therapeut (oder der therapeutischen Gemeinschaft einer Einrichtung) freie, individuelle wirtschaftliche Vereinbarungen geschaffen werden können.

ARTABANA Gemeinschaften arbeiten an einem Bewusstsein (Wachwerden) für die Förderung der allgemeinen, öffentlichen Gesundheit. Dazu gehört die Erhaltung und Schaffung einer gesunden Umwelt und gesunder sozialer Formen des menschlichen Zusammenlebens. Sie bilden, unterstützen und tragen diese durch wirtschaftliche Mittel auf der Grundlage demokratischer Entscheidungsprozesse.

Das Rechtsleben:

Die rechtlichen Beziehungen in ARTABANA Gemeinschaften haben zum Ziel, die Achtung der Persönlichkeit des anderen und seine Gleichwertigkeit als Mitmensch im Lebensalltag sichtbar zu machen, sowie seine persönlichen Freiheiten zu garantieren.

Grundlage ist die gegenseitige Anerkennung des Anderen und seiner Individualität, seiner persönlichen Entscheidungen und seiner Lebensführung.

Die Gemeinschaftsbildung entsteht durch Zusammenkünfte.

Die Gemeinschaft gibt sich eine Form, die aus freien Vereinbarungen der Mitglieder untereinander bestehen. Die einzelnen Gemeinschaften sind völlig frei in der Wahl und Gestaltung ihrer Rechtsform. Diese sollen dem bestehenden äußeren Recht genüge leisten und dürfen mit diesem nicht in Widerspruch stehen.

Das Respektieren des bestehenden Rechts schafft den Rahmen für ein inneres Rechtsbewusstsein in den Gemeinschaften. Im inneren Rechtsleben regeln Achtung und Anerkennung das Verhältnis zwischen den Menschen.

ARTABANA Mitglieder pflegen Entscheidungen im Konsens zu treffen und verzichten im inneren Rechtsleben auf die Anwendung von Außenrecht. Sollte eine Konsensentscheidung nicht möglich sein, ist darauf zu achten, dass die Minderheit Gehör findet und auf diese Weise den Beschluss der Mehrheit mittragen kann.

Für allfällige Streitsituationen wird ein ARTABANA-eigenes Konsensfindungsgremium gewählt. Schlichtung ist hier als Hilfe zur Konsensfindung zu verstehen.

Es soll ein Maximum an demokratischen Freiheitsrechten verwirklicht werden: Freiheit bedeutet Mitgestaltung und Mitarbeit am Aufbau und dem Leben der Gemeinschaft. Dazu kommen Stimm-, Wahl-, Einsichtsrecht, Schutz der Persönlichkeitssphäre, Datenschutz.

Die Verwaltung soll so schlank sein und von so vielen Schultern getragen werden, dass sie in Selbstverwaltung unentgeltlich möglich ist.

Die Mitgliedschaft in einer ARTABANA Gemeinschaft wird möglich, wenn der Beitrittswillige das Leitbild als für ihn gültig anerkennt. ARTABANA Gemeinschaften bilden sich auf lokaler Ebene. Diese schließen sich nach freiem Willen mit anderen lokalen Gemeinschaften zu regionalen Solidaritätsgemeinschaften zusammen und bilden diese oder sie werden Mitglied in einer bereits bestehenden regionalen Gemeinschaft.

Die lokalen und regionalen ARTABANA Gemeinschaften sind Träger der bundesweiten ARTABANA Bewegung.

Das Wirtschaftsleben:

Die wirtschaftlichen Tätigkeiten haben zum Ziel, sozial heilsame Geldflüsse zu bilden.
Die Grundkraft des Wirtschaftslebens von ARTABANA ist der Wille des Einzelnen, für andere zu schenken, die in Not geraten oder in Not sind, denen es nicht so gut geht wie ihm selbst. (Absichtserklärung / Beitragsversprechen) ARTABANA Gemeinschaften sind Solidaritätsgemeinschaften für Menschen in allen möglichen Unglücks- oder Erkrankungssituationen.

Das einzelne Mitglied bestimmt aus seiner Kenntnis und Anteilnahme an der Bedürftigkeit anderer Menschen (ARTABANA Mitglieder und andere), auf Grund der Wertbestimmung und Bedeutung, die es der Gesundheit beimisst und seiner persönlichen Möglichkeiten und Ressourcen seine regelmäßigen oder einmaligen, verbindlichen Beiträge in Form von Schenkungen. Die Schenkungen kommen direkt dem Hilfsbedürftigen zu oder füllen den Solidaritätsfonds der Gemeinschaft.

Die Mitglieder haben die Möglichkeit, die wirtschaftlichen Beziehungen mit Therapeuten oder Therapeutengemeinschaften selbständig zu gestalten.

Die Gemeinschaften bestimmen gemeinsam über die Verwendung der Gelder im Solidaritätsfonds. Diese können wie folgt verwendet werden:

  • für Krankheitskosten oder der Erhaltung der Gesundheit bis zur Höhe eines zu bestimmenden Prozentsatzes des Solidaritätsbeitrages des einzelnen Mitgliedes in Eigenverantwortung. Dadurch sind ARTABANA Mitglieder Selbstzahler.
  • von der Gemeinschaft als Hilfe in Notsituationen in Form von Schenkungen oder Leihgeld an Mitglieder oder Außenstehende
  • in Form von Schenkungen oder zinslosem Leihgeld im Dienste der allgemeinen, öffentlichen Gesundheit. Dadurch können ARTABANA Gemeinschaften die wirtschaftlichen Träger des öffentlichen Ge-sundheitswesens werden.

Gemeinschaftshilfe setzt dort ein, wo dem betroffenen Einzelnen etwas fehlt, was notwendig ist und das er nicht aus eigener Anstrengung aufbringen kann. Dazu stellt er ein Hilfsgesuch oder die Gemeinschaft kommt auf den Notleidenden zu.

Das Ziel der Gemeinschaftshilfe ist immer die Linderung einer konkreten, individuellen Notsituation. ARTABANA Gemeinschaften kennen keinen Leistungskatalog, der eine Leistungspflicht impliziert, keine Erstattungen, keine Rechnungen, keine Prämien.

Notsituationen, welche die Möglichkeiten einer regionalen Gemeinschaft übersteigen, können auf Antrag durch die überregionale Gemeinschaft und deren Solidaritätsfonds mitgetragen werden.

– Stand August 2010 –